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Frühling in St. Hilaire , 1 Woche

Frühjahrsthermik kann rau sein. Das trifft auch für St. Hilaire zu. Ende April, wenn die Nächte noch kalt sind und die Sonne bereits genügend Energie hat um tagsüber den Untergrund aufzuwärmen schießen die Blubberblassen um sich. Zwischen Tiefdruckeinflüssen zu den Wochenenden (natürlich) hatten Johannes und ich drei Tage in Folge Hochdruckwetter mit abnehmender Thermikintensität und auch die Randtage waren eingeschränkt nutzbar.

Ort: St. Hilaire du Touvet
Dauer: 1 Woche
 
Eine Fotostory von Johannes und Videos gibt es im Blogbeitrag under www.derfloderfliegt.de/fruehling-in-st-hilaire/

Soaring bei Süd bis Südwest

Was macht man, wenn der Wind passt aber die Sonne auf sich warten lässt? Genau: Soaren. Der Wind kam ausnahmsweise aus Süd, folglich startete ich am Südstartplatz und konnte mich eine halbe Stunde an der 100 m breiten, nach Südosten ausgerichteten Kante halten. Allerdinge musste ich mir das schmale Aufwindband mit zwei anderen Schirmen teilen was die Sache etwas konzentrationsintensiv machte. Die zwei C/D-Schirm Flieger hatten aber schnell bemerkt dass ich ein in ihren Augen nahezu Manövrierunfähiger A-Schirm Flieger war und flogen munter um mich herum während ich gegen den Wind nahezu unbeweglich in der Luft stand. Irgendwann fiel ich dann doch aus dem Band und ging landen.
Als wir erneut am Südstartplatz standen hatte der Wind etwas gedreht und nun eine Westkomponente bekommen. St Hilaire war dadurch im Lee des Chartreuse Massives und die anwesenden Glider hatten irgendwie alle keine Lust zu starten. Ein Blick Richtung Nord(ost)startplatz verriet, dass der Wind nun von schräg oben hinten ein Tal hinunter kommt und dadurch am Südstartplatz eine Düse erzeugt. Einer der es wissen muss erklärte uns, das diese Windsituation bei stärkerem Wind sehr gefährlich wäre, bei diesem Wind müsse man halt vorsichtig sein und sich von der Düse fern halten, dann ginge es schon. Geriete man in die Düse könne es sein, dass man sich zum Landen im 30 km entfernten Chambery wiederfände – grins! ‚Schlecht wäre das nicht‘, denken wir uns, dort steht unser Zelt. Johannes startete und wurde quasi sofort hinunter zum Landeplatz gespült. Die Düse hatte eine Abwindkomponente von schräg oben.

Wie gewonnen so zerronnen

Nach dem nachts nochmal eine Kaltfront die Luft kräftig durchgemischt hatte war es dienstags endlich soweit. Sonnenschein und labil geschichtetes Hammerwetter. Alles war noch Nass vom Regen, die Berge ringsum hatten riesige Wolkenhüte auf und die Basis war noch tief. Der erste Flug um 10:30 war ein Abgleiter. Wir fuhren mit der Bahn wieder hinauf und der Start um 14:00 beförderte mich in ungeahnte Höhen. Vom Startplatz bei 950 m erreichte ich in großräumigem Steigen 2200 m. Ich konnte hinter die obere Kante schauen. Die Welt war so klein. War das da hinten nicht die Erdkrümmung? Eine von zwei St Hilaire Aufgaben war, hinauf zur oberen Kante zu und 20 km entlang der Kante nach Norden zu fliegen. Das war in greifbare Nähe gerückt. Ich flog Richtung Kante. Leider gab es an der oberen Kante kein Anschluss so, dass ich umkehrte um mir neue Höhe abzuholen. Leider hatte der Bart Feierabend gemacht und war weg, saß wohl schon beim Bier. Ich kämpfte kurz aber vergebens an der unteren Kante und landete. Wie gewonnen so zerronnen.

Zuviel des Guten

Mittwochs war die Feuchtigkeit abgetrocknet und die Basis höher. Auch durchstrich immer noch ein relativ starker Nordwind das Tal in seiner Längsrichtung. Nachdem es gestern schon sehr Bockig war rechneten wir heute nochmal mit einer Steigerung. Der übliche „ich will nicht mehr warten“-Abgleiter um 11 Uhr war heftig. Alles klappte wie wild. Die Kante schien heute sehr Gefährlich. Trotzdem verlängerte ich das Abgleiten auf 40 Minuten, Flugspaß ist aber etwas anderes. Um 14:30 waren wir wieder oben. Wir gingen dahin wo alle waren, zum Südstartplatz und setzten uns erstmal in den Schatten um den anderen zuzuschauen. Es war klar: Die Thermik hatte nochmal zugelegt und war nun sehr unangenehm, der Nordwind tat sein Übriges. Die wenigen die sich hinaus wagten waren ein Spielball der Lüfte.

Ein Local erklärte mir die Tücken des Südstartplatzes. Nordwind und Thermik kämpfen gegeneinander. Wenn der Wind sehr stark von der Seite kommt hat der Nordwind die Überhand. In dieser Situation kann es sein, dass man es nicht den langen Weg bis über die Kante schafft sondern in den Bäumen hängen bleibt da die Aufwindkomponente sehr gering ist. Er war gerade gestartet und hatte in dieser Situation einfach eine 90° Kurve vor dem Wald geflogen um auf der unteren Wiese wieder einzuladen. Seiner Meinung nach die bessere Alternative als knapp vor einer 400m senkrecht abfallenden Felswand in den Bäumen zu hängen. Möglicherweise ist das ja so.

Am Nordstartplatz ist das anders, hier hat man sofort Höhe unter sich. Auch wenn das Starten mehr Überwindung kostet ist der Nord eigentlich der sicherere Start. Was wir heute so beobachten lud nicht zur Nachahmung ein und wir beschränkten uns aufs zuschauen.

Auf zum Fort

Freitag war der dritte Schönwettertag und die Thermik müsste eigentlich wieder etwas gebändigt sein dank der Absinkinversion, der Höhenwind sollte heute indes sehr gering sein. Gute Prognosen für einen schönen, entspannten Flugtag.

Es war wiedermal erst der zweite Start der einen längeren Flug ermöglichte. Gegen 13:00 starteten Johannes und ich einsam vom Nordstartplatz während sie sich am Südstartplatz auf die Füße traten. Oben halten war schwierig. Ich kann mit meinem A-Schirm unter diesen Bedingungen keine richtigen Kurven fliegen konnte mich aber trotzdem halten. Höhe die mühevoll aufgebaut wurde war an anderer Stelle sehr schnell wieder verloren. Die Antennen, sonst ein Garant für Steigen hatten heute überhaupt keine Lust und schossen nur ab und zu gelangweilt ein paar Blubber nach oben um den einen oder anderen Gleitschirm abzuschießen.

Ich machte das Spiel eine Weile mit ohne nennenswert nachhaltigen Höhenerfolg bis ich mich auf die andere St Hilaire-Aufgabe besonn: Der Flug nach Süden zum Fort St Enyard bei Grenoble, einem zirka 15 km langen Kantenflug. Einzige Hürde bei diesem Flug war die Überwindung der Manivalschlucht. Auch die Zeit war ein Faktor da die Ostflanke irgendwann einfach aus ist. Ich war schon spät dran. Egal, entweder es klappt oder ich muss außenlanden.

Vor der Schlucht angekommen arbeitete ich mich auf „Gipfel“ Niveau hoch und flog los. Auf der anderen Seite angekommen – nun ja, beim geringsten weiteren Höhenverlust müsste ich einen Außenlandeplatz ansteuern da hierzu erst ein Waldgebiet überflogen werden musste aber ich konnte mich auf dem niedrigem Niveau halten. Gerade als ich beschloss, dass, „wenn nicht gleich der Bart kommt, der mich nach oben bringt breche ich ab“, kam der Bart der mich nach oben brachte. Kurz danach flog ich über dem Grat. Ein Jubelschrei entglitt mir als ich die bequeme Position über dem Berg einnahm. Rechts ging es runter, links ging es runter und direkt oben drüber ich. Ein Segelflieger kam mir entgegen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich flog zum Fort, stellte fest, dass dort trotz Südausrichtung kein Bart stand und machte mich auf den Rückweg.

Die zweite Schluchtüberquerung war ein ständiger innerer Kampf zwischen weiter fliegen und Außenlandeplatz anfliegen. Die Südflanke auf der anderen Seite der Schlucht müsste eigentlich aktiv sein, aber wenn nicht…? Sie war aktiv und brachte mich wieder nach oben. Puh! Jetzt noch Toplanden wäre das Tüpfelchen auf dem i aber die Antennen und umliegende Kanten waren längst aus und nichts ging mehr, die Thermik hatte Feierabend. Ich erreichte gerade noch mit Vollgas den Landeplatz und war seh zufrieden. Für viele erfahrene Flieger mag dies ein einfacher Streckenflug sein, für mich war es der erste echte – und somit ein glorreicher Abschluss der St Hilaire Woche.

Starkwindfliegen in Allevard

Immer wenn in St Hilaire die Thermik Dienstschluss hat beginnt in Allevard die Spätschicht. Das Abendfluggebeit am Collet d’Allevard hatten wir in dieser Woche als eher Starkewindig erlebt da der Höhenwind meist aus Nordwest kam, also direkt von vorn kam. Dafür war es ein ehrlicher Luv-Wind der relativ Hindernisfrei anströmt. Überlagert von Thermik kommt da schon was zusammen. Während ich einige Male mit meinem großflächigen Bright 4 auf das Starten verzichtete fand Johannes mit der kleinen Susi den Wind zwar Grenzwertig aber noch machbar und so konnte er hier einige zusätzliche Flüge machen.

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