Brasilianischer Föhn! , 2 Wochen
Flugerlebnisse zwischen Rio und Sao Paulo
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Dauer: |
2 Wochen |
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Zum Abschied: Braslianischer Föhn
Der November ist bei uns in Oberbayern gewöhnlich ein nebliger, trauriger Monat. Also entschlossen wir uns zu fünft nach Braslien in die Wärme der sagenhaften Metropolen Rio oder San Paulo zu fliegen.
In Rio de Janeiro empfängt uns Andre, ein deutscher Auswanderer und Flugschulbetreiber und führt uns am ersten Tag nach Marica, ein Fluggebiet im Hinterland der großen Bucht um Rio. An der Küste liegt der Nebel fast auf und ein Flug in Rio am Pedra Bonita ist daher nicht möglich.
Wir, zwei lauffreudige Piloten, erreichen den Startplatz von Marica zu Fuß, unsere drei Begleiter fahren mit einem Himmelfahrtskommando zum Start.
Wind, leider Fehlanzeige!. Stattderssen entdecken wir eine kleine einheimische Wirtschaft direkt neben dem Startplatz und essen erstmal ein köstliches brasilianischen Mittagessen. Unsere drei "faulen" Begleiter finden uns beim Essen und gesellen sich dazu. Bis wir bezahlt haben, hat der Wind auch ein Einsehen, Erste Brasilianer sind bereits in der Luft und wir gehen auch an den Start. Über den grünen Urwald soaren wir nach Belieben an einer langezogenen Kante entlang. Eingelagerte Thermiken führen immer wieder zu satten Startüberhöhungen. Geier zeigen uns verlässlich, wo der nächste Aufwind ist. So bleiben wir für eine gute Stunde in der herrlich warmen Luft Brasiliens. Über der grünen heftigen Vegetation zu fliegen hat seinen speziellen Reiz. Weis man doch, das eine Baumlandung hier ein "no go" ist. Man läuft nicht einfach durch den dichten Wald, Machete und Orientierungssinn sind Voraussetzungen zum Auffinden des Havaristen.
Auch der Landeplatz stellt sich als ein netter Ort vor. Kaum sind unsere Schirme eingepackt, gibt es in der Wärme Brasiliens schon ein kaltes Landebier. Der Flug wird dann natürlich von allen kommentiert. Das Lindgrün als Schirmfarbe der neuesten Advance Kreationen stellt sich als schwer sichtbar heraus, besonders wenn man(n) oberhalb fliegt. (Was fast immer der Fall war!?)
Das Fluggebiet ist eine Schau, mit bestem Essen am Start und kaltem Landebier direkt nach dem Flug. Startplatz super, sauber und mit kurzem Gras bewachsen. Toll, der erste Eindruck vom Fliegen in Brasilien.
Der nächste Tag zeigt sich dann wie ein bayrischer Novembertag. Grau, nieselig und verhangen. Nur hat es ca. 25 Grad C. Wir besuchen das Zentrum von Rio, die Copacabana und den bekannten Christus Corpovado. Nun ja, viel chaotischer Verkehr zwischen den Stationen, Rio eher enttäuschend, da alles neu bebaut ist und fast keine kolonialen Gebäude mehr stehen. Hochhäuser und geschäftiges Treiben bestimmen das Bild. Die Copa verregnet, das geht sicher besser, und die Christusstatue besteigen, besser befahren auch bei schlechtem Wetter hunderte internationaler Touristen.
Also fällt uns am nächsten Tag der Abschied aus Rio nicht schwer und wir fahren nach Penedo, einem Ort in der Mitte zwischen Rio und Sao Paulo. In einer schönen Pousada übernachten wir und geniessen das tropische Frühstück mit allen bekannten und weniger bekannten Früchten. Der braslianische Tag beginnt erst um 10 Uhr, Andre ist erst ab jetzt wirklich ansprechbar. Der Plan zu fliegen endet nach einer kurzen Fahrt zum Landeplatz in einer niedrigen Basis und anschliessenden Nieseln.
Also großes Palaver in der LP Kneipe. Es gesellt sich ein leidlich deutsch sprechender Flugschüler von Andre zu uns, der uns immer wieder begegnen wird. Apropos Sprache: Als Deutscher mit englisch und rudimentären Kenntnissen der spanischen und italienischen Sprache ist man in hier verloren. Das Portugischisch hört sich fast wie eine slavische Sprach an mit vielen "Sch" Lauten. Bekannte lesbare Wörter werden komplett anders ausgesprochen, so dass du auf der Strasse eigentlich nichts verstehst. Und für die Brasilianer ist Englisch auch ein Buch mit sieben Siegeln.
Die nächsten Tage vergehen mit Hoffen, Warten, Anschauen, Warten, Hoffen... und mit vielen kleinen Erlebnissen, wie die Besichtigung einer neuen Ausstellung vor der eigentlichen Vernisage.
Dann entschliessen wir uns am Ende der Tiefdrucklage, - Wochen vorher war es nur schön! - das Gelände zu wechseln. Wir fahren nach Santa Rita, das liegt nördlich der zweiten Gebirgsreihe vom Atlantik aus gesehen. Wir kommen nachmittags an. Also entledigen wir uns des Gepäcks und fahren mal schnell zum Landeplatz, der neben Fischsportgewässern auch auch über eine Witschaft verfügt. Über eine abenteurliche Piste kommen wir zu Antennen und sehen und den guten Startplatz an.
Das Gelände ist etwas tricky, wir starten nach Norden, jedoch der Landeplatz liegt im Süden der Gebirgskette. Also müssen wir den Rücken gut überhöhen, damit wir nicht direkt durch das Lee fliegen müssen. In Nordrichtung, so erklärt uns Andre, liegt auch noch ein Landeplatz, der leicht erreichbar wäre.
Wir starten mit einem guten Nordwind rückwärts in die brasilianische Atmoshäre. Soarend und kreisend halten wir uns in der Luft, Überhöhen den Grat,und sinken wieder luvseitig unter den Kamm. Die Basis ist vielleicht 300 m. über dem Grat. Irgendwann stosse ich fast an die Wolke und fliege über den Leebereich hinweg in Richtung Landeplatz. Nun kommt die nette Story von Wini, seines Zeichens Fluglehrerassistent. Auch über Funk eingewiesen, will er nicht glauben, wo der richtige Landeplatz ist. Nur mit einem "Glücksbart" erreicht er den riesigen Landebereich. So wieder vereint, stärken wir uns in der Pesquaderia.
Ein zweiter Flug folgt noch. Es ist jetzt nicht mehr thermisch, der Grat kann nur ganz knapp überhöht werden. Wini landet mit seinem neuen Alpha weit aussen, was unser Landebier natürlich deutlich günstiger gestaltet. Doch zu guter Letzt überrascht uns hier auch noch ein richtig tropischer Schauer.
Nach einer Nacht im Stadthotel von Santa Rita fahren wir erneut zum Startplatz und stellen eine überaus kräftigen Wind fest. Für Drachen ideal, für uns zuviel. Also wieder einmal Warten und Hoffen.... Wir vertreiben uns die Zeit mit Fischen. Doch auch hier haben wir wenig Glück. Ein späterer Startversuch endet in der Einsicht, das nächste Fluggebiet anzusteuern. Nach einer zweistündigen Fahrt erreichen wir die Pousada Lua Luna am Fuß des neuen Flugberges. Jetzt noch eine netter Abendflug und der Tag ist gerettet. So passiert es auch. Wir holpern auf einer schlechten Piste zum Startplatz Pico do Piripau und siehe da, wieder ein toller und gepflegte Rasenplatz zum Starten. In den letzten Aufwinden fliegen wir zum vereinbarten Landeplatz, nur Wini nicht, der suchte sich was anderes. Wie in Braslien üblich, ist auch hier eine Landekneipe nicht weit. Hier essen wir noch etwas und geniessen den brasilianischen Abend.
Nach einem prächtigen Frühstück mit selbstgemachten Marmeladen (sind nicht so süß!) zieht es uns nach einer kurzen Besichtigung vom benachtbarten größen Ort (es gab eigentlich nichts zu Besichtigen) wieder auf unseren Pico. Bei deutlich mehr Wind überhöhen wir die schöne Kante, in Thermiklücken fallen wir aber auch deutlich unter Startplatzniveau, üben Toplanden... haben Spaß in der Luft. Später wenden wir uns dem Landeplatz zu, um dort auf einer schönen Wiese sanft zu Landen. Nur Wini nicht, der bevorzugte eine frisch angepflanzte Kaffeeplantage. Beim nächsten Start wurden Teile der Plantage am Startplatz heimisch. So endeten etwas vorzeitig unsere Flugabenteuer in Brasilien.
In Pendeo bei Andre zurück, versuchten wir an seinem Hausberg noch einen Flug. Doch - oh Schreck - bei der Auffahrt waren bereits starke Böen im Urwald zu sehen. Am Startplatz dann fleissige Hände beim Rasen mähen, aber beim braslianischen Föhn mit Windgeschwindigkeiten von 50 – 80 km/h war an Fliegen leider nicht zu denken. Die letzten beiden Tage verbrachten wir in einer Bucht ausserhalb von Rio, das Verkehrschaos wollten wir uns nicht nochmal antuen.
Mit etwas mehr Wetterglück ist der kleine Teil Brasilien, den wir intensiv kennen lernen durften eine tolle Reise. Viele weitere Eindrücke konnten wir sammeln.... Also ein interessantes und begeisterndes Fliegerland!!
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Das Transportmittel schlechthin. Wir überlebten es!! |
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