GrossVenediger , 2 Tage
walk&fly auf den GrossVenediger als Skitour Ende Mai
Fotos und Fluggebiet unter GrossVenediger in der walk&fly Rubrik
http://www.paragliding365.com/index-p-flightarea_details_6471.html
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2 Tage |
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Großvenediger, der Traum wird wahr
Juni 2005, Axel7
Nach einer Reihe von ganz ordentlichen hochalpinen walk&fly Touren „zum eingewöhnen“ in den letzten Jahren wie Gabler, Großer Möseler oder Schwarzenstein in den Zillertaler Alpen, mit malerischen Schneefeldern und Gletschern als Startplätzen, sollte es nun endlich so weit sein – der Großvenediger in den Tauern hatte mich schon immer gereizt, eine wunderschöne Form, ein makelloser, „weißer Zuckerhut“ – herrliche, zumindest äußerlich noch intakte und imposante Gletscher. Als „leichte Hochtour“ war das Ganze charakterisiert, wobei sich das „leicht“ nicht unbedingt auf die mitzubringende Kondition des Rucksackträgers bezieht.
Zusätzlich auch ziemlich ermüdend auf Grund des langen Anmarsches und den immerhin 3666 - 3680Metern Höhe als potentiellem Startplatz. Je nach verwendeter Karte übrigens, oder ist die jeweilige Schnee-Saison ausschlaggebend, variiert die angegebene Gipfel-Höhe doch beträchtlich. Sei´s drum die paar Meter mehr gehen auch noch. Auf jeden Fall wollte ich mit Skiern hinauf , um ja nicht bei widrigen Startbedingungen das ganze „Geraffel“ wieder mit runter schleppen zu müssen.
Mit diesen Parametern sollte es dann Juni werden – gerade noch genug Schnee um per Taxi bis zur Materialseilbahn des Obersulzbachtals gebracht zu werden und von dort per Ski via Kürsinger Hütte aufzusteigen.
Die Vorbereitungen sind im Vergleich zu früher wirklich eine andere Dimension. Ein wenig „googeln“ und man hat ein paar präzise Fotos vom Gipfel um die Startfelder mit den jeweiligen Richtungen sich anzuschauen, ein wenig „weiter-gegoogelt“ und die Vorhersage der Windrichtung und Stärke lässt sich aus den präzisen Windkarten herauslesen. Animierte Satellitenbilder und Filme und man hat eine ziemlich genaue Vorhersage für wenigsten drei Tage. Nur hoch laufen muss man noch selber, aber das runterlaufen ja nicht mehr unbedingt ;-))). Im Gegensatz dazu hat sich der Großvater vor jeder Bergtour noch mit der Kombination von Barometer, Wind, Temperatur und Wolkenbildern auseinander gesetzt um dann das Wetter der nächsten Stunden und des Tages zusammen mit dem Almbauern in Königsleiten in einer Art schwarzer Magie Sitzung abzuleiten. Hat sich schon einiges geändert. Hoffen wir mal, dass bei uns im entscheidenden Moment dann nicht die Elektronik zusammenbricht.
Glück gehabt (na ja, wenn man lange genug wartet ;-))), im Internet deutete sich eine perfekte Wetterlage an – flache Druckverteilung, Sonne und kein Wind für wenigstens drei Tage. Solche optimalen Bedingungen hat es dafür aber über das Jahr gesehen nur sehr selten. Leider ist die Anreise aus dem Ruhrgebiet immer etwas lang – in Westendorf noch ein paar Flüge zum „Aufwärmen“, Start und Landung „müssen sitzen“ und am Nachmittag auf dem Winterweg zur Kürsinger Hütte. Das super Wetter hatte viele Tourengeher angezogen.
Am nächsten morgen dann früh los, denn ich war durch Freunde, die die Skitour schon gemacht hatten vorgewarnt – „mit Deinem Gepäck – das zieht sich“. Auf dem Weg von der Hütte zum Gletscher runter dann die kalte Überraschung. Eine Skispur führte direkt, so dachte ich, über einen ausreichend vereisten etwa 4 Meter breiten Gletscherbach. Die Mehrzahl der Spuren führten in einem etwas größeren Umweg darum herum. Na ja im Übermut – trotz der Jahre „noch halt a bisser´l zu viel Testosteron im Blut“, mit ordentlich Schwung und „Schmackes“ (Marke Manta mit Fuchsschwanz) nahm ich meine Abkürzung – jedenfalls reichte das Gewicht des Rucksacks, oder war es die fehlende Geschwindigkeit, um bis zu den Knien im Schmelzwasser zu stehen – so eine Sch…e und wie peinlich im Angesicht der anwesenden professionellen und etwas betagteren Bergsteiger, die mit strengem Gesicht das ganze betrachteten. Trotz der immer kälter werdenden Füße wurde mein Gesicht vergleichsweise rot vor Scham. Nur schnell weg hier. Unten auf dem Gletscher an der Stelle um die Felle wieder anzulegen traf ich auf eine neue Gruppe und war dann plötzlich in guter Gesellschaft. Es wurde laut gelacht, da zwei Leidensgenossen als Voraustrupp die selbe Abkürzung genommen hatten, die Schuhe auszogen um das Wasser aus dem selben Grund loszuwerden. Ein nettes Bild – so als Trio barfuss auf einem Bein humpelnd auf dem Eis – so richtig professionell eben. Zwei Mädels daneben hatten übrigens trockene Füße – warum nur?
Der Gletscher zieht sich dann wirklich. Auf der ersten Hälfte ging die Spur zuerst nach Osten um dann immer mehr nach Süden zu schwenken, im größeren Bogen an den Spalten vorbei immer mit Blick auf den, vom Gipfel aus, nach Norden markant abbrechenden Gletscher, einfach Klasse. Über diesen Gletscherabbruch wollte ich starten. Landschaftlich die ganze Zeit über wunderschön, weil trotz „hochalpin“ und Tal mit viel Platz und weiter Sicht besonders auch natürlich nachdem man dann die Venedigerscharte genommen hat und mehr des Rundumblicks auch auf das Südalpenpanorama zu sehen bekommt. Auf dem letzten drittel dort oben dann der immer gleiche Effekt beim Walk&Fly auch hier. Ausgelöst durch die drängende Frage – sind die Bedingungen ok für den Flug oder nicht. Die Beantwortung dieser Frage und aufkommende Nervosität will mich schneller laufen lassen als ich per Kondition dazu in der Lage bin. Auch lassen einen die ganz normalen, ins Gesicht blasenden Gletscherkaltwinde besonders am Anfang der Tour immer wieder spekulieren , ob sich der Wetterdienst mit den Windprognosen dieses Mal nicht doch getäuscht hat.
Am Gipfel dann die Erleichterung, kein Wind, super Sicht und angenehm warm, allerdings war es auch schon Mittag. Auf den letzten paar Hundert Höhenmetern hatte ich es nämlich etwas langsamer und gemütlicher angehen lassen – diese Entscheidung wurde allerdings eher durch meine Beine als das Kleinhirn getroffen ;-))).
Dieser Gipfel ist wie ein wunderbarer „Zuckerhut“ oder besser gesagt eine wirklich schöne Pyramide. So viele gibt es ja nun nicht davon – jedenfalls nicht in den Alpen. Hat sich doch gelohnt so lange auf wirklich gutes Wetter zu warten – was für eine Sicht. Der Pinzgau liegt noch unter dem leichten Dunstschleier, darüber das makellose Blau. Die Alpensüdseite, mit den markanten Süd-Tirolern und dann der Blick nach Ost und West, Großglockner ist ja einfach, aber nach Westen konnte man so weit sehen, dass einem schnell die Bergnamen nicht mehr einfielen. Die Brotzeit war redlich verdient und bei dem Blick schmeckt die Wurst und der Käse noch mal so gut.
Vor dem Start genoss ich ausgiebigst den Rundumblick und ließ mir Zeit, es war einfach ein Stück wirklich schöne Natur.
Startmöglichkeiten gibt es in praktisch alle Richtungen – nur bei West muss man etwas kreativer werden.
In meinem Fall sollte es Nord werden – direkt über den wirklich spektakulären Gletscherabbruch, der nach vielleicht 50 – 60 Metern an dieser Stelle anfing.
Mit meinen Vorbereitungen war ich nicht alleine – Bergsteiger sind schon etwas konservativ, jedenfalls manchmal. Das skeptische Brummeln im größeren Halbkreis hinter mir formiert, schwoll immer mehr an, als ich meinen Schirm auspackte und mit dem auslegen begann – am Gipfel waren wir etwa 20. Na ja, von hinten sieht man zugegebenermaßen startbereit ja auch nicht gerade „elegant“ sondern eher wie ein „flügellahmer Geier“ aus und dann mit all dem „neumodischen Leinenzeugs“. Normalerweise bevorzuge ich wirklich kein Publikum, aber an einem so schönen Tag, an diesem Ort um die Mittagszeit kann man es sich eben nicht aussuchen.
Der fehlende Wind machte die Vorbereitung sehr angenehm, noch einmal tief durchatmen, das „muss beim ersten Mal klappen“ (einmal Gebrummel reicht) – dann aufziehen, Fahrt aufnehmen und sanft wie ein Segler abheben (Skistarts sind um so vieles müheloser und „Vogelgleich eleganter“ als Fußstarts), um gleich nach dem Gletscherabbruch die fast 1000 Meter über Grund und das Panorama in sich aufzunehmen. Es gibt nicht viele Dinge die schöner sein können.
Waaao – es ist immer wieder faszinierend von der einen in die andere Welt eben so fast übergangslos hinüberzugleiten – und dann dieses Panorama mit dem Gleitschirm als Logenplatz. Viel mehr „erste Reihe“ geht nicht. Wie schnell man die viele Stunden dauernde Aufstiegsstrecke auf dem Gletscher überflogen hat – fast unwirklich. Dann links am Keeskogel vorbei, der auch immerhin etwas über 3000 Meter hoch ist – Slalom an den Gipfeln vorbei ins Obersulzbachtal – die Luft macht keinen Mukser, absolut ruhig – Genuss und Ruhe pur.
Nicht sehr viel später dann aber gingen die ersten nagenden Überlegungen los – das Obersulzbachtal bis Hopffeldboden und dem sicheren Parkplatz ist ziemlich lang – über 12 Kilometer und die Thermik über dem Gletscher eben, wen wundert´s, nicht existent – mit der Gleitzahl müsste es so gerade eben passen, nur ob sich der Wind, der Schirm, das Bodenprofil und alle anderen Parameter der Gleichung auch dran halten ist die Frage. Lange hatte ich zu Hause über der Karte gebrütet und konservativ mit wenigstens GZ 5 den Weg berechnet. Andererseits ist das ja gerade auch der unschlagbare Vorteil des Gleitschirms – man kann mit ihm praktisch überall reinlanden, wenn die Höhe einmal doch etwas zu knapp wird. Eine wirklich exakte Wissenschaft sind Gleitzahlen ja nun nicht gerade. Es wäre doch sehr unangenehm aus dem Tal herauslaufen zu müssen. Hoch laufen – gerne, runter – nein danke.
Es war früher Nachmittag und an den Talwänden hinter dem Keeskogel gab es dann endlich die ersten Thermikblasen, die mir den Fußmarsch ersparten. Im Gegenteil es wurde herrlichstes Thermik-Fliegen in noch besserer Umgebung. Sanfte Thermik an den Talwänden entlang, ein paar Vögel mit durchaus beachtlicher Spannweite, die auch den Aufwind nutzten, zum Vergnügen oder auf der Jagd – man beäugt sich neugierig gegenseitig im selben Bart um dann weiter seinem jeweiligen Ziel entgegen zu fliegen. Im Wettbewerb beim Aufdrehen habe ich eh keine Chance. Nette Gesellschaft im selben Element.
Mehr als eine halbe Stunde Thermik kurbeln habe ich dann aber nicht durchgehalten – mit Ski im Bergsteigergurtzeug ohne Sitzbrett wird es da nach einer Weile ungemütlich, die Beine werden einfach zu schwer. Außerdem hatte ich Durst auf ein Lande-Weizenbier, der Weg auf den Gipfel hatte doch einiges an Kraft und Flüssigkeit gekostet.
Das herunterkreisen über dem Parkplatz Hopffeldboden im engen Tal hatte dann etwas entspannendes in der Gewissheit nur noch packen und nicht mehr laufen zu müssen. Ein paar Wanderer blieben stehen und wunderten sich dann, was der eigentlich mit Skiern am Gleitschirm bei 25C im Sommer hier will – „muss schon ein anderer, deutlich kälterer Stern sein, wo der herkommt“.
Das Landen am Parkplatz neben dem Auto dann unspektakulär und kein Problem, lediglich muss man sich etwas zurücklehnen, wenn die Skier auf dem Gras aufsetzten, da es dann zügiger aber trotzdem noch angenehm abbremst. Die „Auslaufen-Option“ besteht ja nicht wirklich.
Etwas längere und leicht „grüne“ Gesichter gab es dann bei einer Gruppe Ski-Tourenfahrer , die nur Minuten später am Auto vorbeikamen als meine Utensilien noch breit verstreut herumlagen. Zum gleichen Zeitpunkt an der Kürsinger Hütte gestartet, waren sie lange vor mir auf dem Gipfel gewesen, mussten aber den langen Rückweg durchs Tal nehmen und waren eben später zurück– tja manchmal ist das ähnlich wie bei Hase und Igel, hatten die Kollegen doch beim Frühstück auf der Kürsinger Hütte meinen vergleichsweise grösseren „Tagesrucksack“ bespöttelt – aber es kommt halt immer drauf an was drin ist. Allein die Mädels der Gruppe waren kommunikativ, aufgeschlossen neugierig, eben pragmatisch und meinten schliesslich – „das müsste man mal´ probieren – muss echt Spass machen und praktisch ist es auch“ (siehe Rückweg-Abkürzung).
Recht haben sie die Mädels. Schade, dass ich keinen Tandemschein habe, sie waren wirklich nett.
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Unterkunft: |
Kürsinger Hütte
PS Die gesetzliche Situation ist unterschiedlich je nach Bundesland:
Kärntener NP-Teil Delta und GS Fliegen verboten
Tiroler NP-Teil GS fliegen erlaubt - unsichere Situation bzgl Starten
Salzburger NP-Teil GS fliegen inkl Start und Landung nicht verboten |
Anfahrt: |
Neukirchen - Hopffeldboden
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