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Gleitschirmfliegen in Indien (Reise 1) - Vorgeschichte

Auf Anfrage bei Melissa's Place ist mir jetzt die Unterkunft in Indien schon mal sicher. Ashram liegt in unmittelbarer Nähe von Mumbai (ehemals Bombay), dort wird mich mein Flug hinführen. Meinen neuen Schirm, den Hawk, hab ich auch inzwischen aus Eichenau geholt. Fehlt nur noch das Visum und dann die Flugbuchung morgen. Autsch und die letzten Spritzen.

 
Montag, 28.02.2005 - Ankunft in Mumbai/Bombai

Abflug mit Emirates um 20 Uhr in FFM, wirklich tolle Flieger, eigener Bildschirm mit Touchscreen und aktuellen Filmen, sowie Playstation für die kleinen und großen Kids. Der Zwischenstopp in Dubai ist schon interessant, meine letzten Dollars werden wohl dort im Flughafen fürs Duty Free Shopping drauf gehen, wenn ich zurück fliege.

In Bombay um 12:30 Uhr gelandet, folgt dann der vielbeschriebene Kulturschock, ohne im Flugzeug ein Einreiseformular ausgefüllt zu haben, bin ich wohl der letzte, der aus dem Flughafen herauskommt, es ist inzwischen 13:30 Uhr. Draußen warten die Jungs aus Kamshet Gott sei Dank schon auf mich und ich kann mich halbwegs relaxed aus der Stadt schaukeln lassen.
Nicht dass ich nicht gerne mit dem Auto fahre, aber an Bombay muss man sich erst mal gewöhnen: alle fahren auf der falschen Straßenseite (da sind wohl die Engländer Schuld :-) und es geht schlimmer zu als im wildesten Pariser Kreisverkehr.

Erst einmal raus aus der Stadt, wird es ruhiger und ich freue mich auf ein Zimmer mit Bett, weil ich im Flieger noch kein Auge zu getan habe.

Bei Melissa angekommen finde ich ein schönes Zimmer vor und beim Öffnen der Balkontüre flitzt ein kleines, rasantes Geschöpf an mir vorbei unter mein Bett. Erst mal wieder runter gehen und einen Tee trinken und Fotos machen.

Gegen Abend kommen Moritz und Tim vom Fliegen und vor 23 Uhr komme ich doch nicht ins Bett, es gibt zu viel zu erzählen.
Zwischenzeitlich erfahre ich dann auch, dass der Gast unter meinem Bett ein Gecko ist, gefunden hab ich nachher zwei. Da Geckos scheinbar liebe Genossen sind, weil sie die bösen Buben fangen, schlafe ich die erste Nacht mit den Geckos unter meinem Bett sehr gut und fest.

Dienstag, 01.03.2005 - Lange Schlafen, Bull Race und ein Abgleiter in Shelar

Erst einmal mit dem Klima zurecht kommen, deshalb geht es erst gegen Nachmittag mit Melissas Jeep nach Kamshet zum Bull Race. Nur ein oder zweimal im Jahr findet dieses Happening statt.

Mittwoch, 02.03.2005 - Morgens Tower Hill (Ost), abends Shelar (West)

Das Flugwetter hier ist ziemlich einfach, morgens Ostwind, nachmittags kommt der Westwind. Kurz, morgens Tower Hill, abends Shelar.

Den Startplatz direkt hab ich nicht fotografiert, ich muss erst mal richtig angekommen sein, es waren 10 Minuten zu laufen und die Hitze hat mir alles andere als das Fotografieren schmackhaft gemacht, zumal meine liebe Canon G5 meint, sie müsste nur zwischendurch mal funktionieren.

Oben auf dem Berg kam der Wind seicht aus Nord, wir sind auf die Ostseite gegangen und der Wind stand einigermaßen an. Moritz, immer der Erste am Start, flog gleich Richtung Nord mit seinem Zoom und bekam einen Lift auf 1500 Meter, meinereiner bekam Null und zu guter Letzt bin ich Richtung Nord gelandet, obwohl der Wind plötzlich aus Süd kam. Leider keine Fotos von dem netten Kaktus, in dem eine Leinenseite hing. Aber ein netter Inder hat mir geholfen, die Schnüre piano mit Stöcken wieder herauszuholen.

In der Zwischenzeit war auch Tim gestartet und ebenso abgesoffen. Um ihm eine Nordlandung zu ersparen, hab ich im dann noch die Landerichtung zugerufen. Moritz meinte zwar, er wäre gelandet, weil keine Thermik mehr war, aber wir waren uns sicher, er wollte uns nicht alleine dort unten verdursten lassen.

Auf nach Shelar am Nachmittag - schöner Start - kurzer Abgleiter - schöne Landung. Ok, gehen wir es locker an, hier ist Indien und ich komme noch zu meinen langen Flügen.

Moritz ist gleich als erster gestartet, und zoomte sich gleich hoch, Tim etwas später, auch er gewann gleich etwas Höhe. In dem Moment als ich startete, verlor Tim ca. 300 Meter Höhe und soff ab. Nun, ich hatte einen schönen Abgleiter. ;-(

Tim verlässt uns morgen leider schon, sein Visum läuft aus und für ihn bedeutet es, zurück nach England. Seinen alten Apco-Schirm hat Avi ihm für die Schule abgeluxt.

Gute Reise und viel Spaß mit dem bei Moritz bestellten neuen Schirm im englischen Frühling.

Avi, der Fluglehrer von Temple Pilots, will morgen in ein neues Fluggebiet und wir haben uns entschieden mitzufahren.

Donnerstag, 03.03.2005 - Tamini

Am Morgen fahren wir mit TJ nach Puna zu Avi und bekommen ein leckeres Mittagessen von seiner Frau Anita. Danke! Die Fahrt nach Tamini wird ein wunderschönes Erlebnis, entlang eines ca. 50 km langen Sees finden wir eine tolle Landschaft mit grünen Bäumen und vielen Pflanzen. Almost paradise!

In Tamini wird gerade ein neues Camp gebaut, in dem indische Führungskräfte gedrillt werden, Zelte mit sechs Betten. Toiletten mit Papier!!! Davon hab ich gleich ein paar Blätter eingepackt, man weiß ja nie.

Nachdem wir die Startplätze gecheckt haben, entscheiden wir uns für den zweiten, der auch geeignete Landemöglichkeiten hat. Nach einer präzisen Frage wird dann auch klar: Hier ist noch niemals ein Paragleiter geflogen. Dass dieses Fluggebiet sooo neu ist, hatte Avi uns so nicht mitgeteilt, oder wir hatten es wohl überhört.

Moritz startet mit seinem Zoom in einem relativ guten Moment, es geht aber trotzdem nur schwach über die Bäume hinweg, da der Start eher etwas südlich hinausgeht und der Wind normalerweise großräumig von West kommt. Nach kurzem Flug durch das Lee eines vorgelagerten Hügels findet er sehr ruhiges Steigen und dreht langsam aber stetig auf.
Auf Nachfrage bei Moritz erfahren wir von eventuellen Startmöglichkeiten nördlich unseres Standpunktes und entscheiden uns dorthin zu laufen.

Nach mehr als einer Stunde trekking sind wir dann wieder zurück am alten Startplatz. Der kurze Weg zur anderen Seite führte durch mindestens fünf vorher nicht sichtbare Täler. War der Hinweg noch durch den Antrieb bestimmt, einen guten Startplatz zu finden, war der Rückweg durch die Sonne erschwert, eher die Hölle. Aber was sind schon 20 Kilogramm für einen Packsack. ;-)

Zurück am Startplatz ein herrlicher Wind von vorne, Avi also seine Sachen raus und fertig zum Start, und nichts ging mehr, obwohl es vorher locker zehn Minuten am Stück geblasen hat.

Auf dem Rückweg zum Camp haben wir dann einen überglücklich strahlenden Moritz aufgelesen, der auf einem kleinem Feld nahe der Straße gelandet ist. Lassen wir seine Fotos für sich sprechen.

Im Camp bekamen wir dann ein reichhaltiges Abendessen, womit das Unheil seinen Lauf nahm. Nach Moritz Flug hatten wir beschlossen auch ohne irgendwelche Dinge, die ein Europäer so braucht, noch einen Tag hier zu bleiben, weil auch Avi nicht unbedingt zurück musste.

Gemütliche Matrazen sind eher eine Ausnahme hier, deshalb fanden wir hier gute Voraussetzungen für eine ruhige Nacht. Ein schnarchender Inder, ein Magen, der mit Steinen gefüllt ist, und aufkommende Übelkeit ließen diese Voraussetzungen allerdings schnell unbedeutend erscheinen. Kurz und gut, Moritz entledigte sich des Essens in der Nacht, ich sorgte per Handarbeit am nächsten Tag für einen leeren Magen.

Freitag, 04.03.2005 - Tamini, die 2te

Der Tag war gelaufen, nur Avi war fit wie ein Turnschuh, obwohl er das gleiche gegessen hatte wie wir – ist wohl diese Gen-Geschichte.

Avi startete am späten Nachmittag vom Startplatz ohne Wiederkehr, der Startplatz ohne auszumachenden Landeplatz, obwohl natürlich ein Fabrikdach für den Notfall herhalten könnte (von dessen Stabilität uns aber nichts bekannt ist). Anyway, die Straße dort herunter ist gesperrt. Ok, er bekam den Lift und ich musste nicht mit verdorbenem Magen ins Unbekannte fahren, um ihn stundenlang zu suchen. Dennoch trug es nicht sehr gut und mehr als 200 Höhenmeter waren nicht drin.

Fazit Tamini: Die Fotos aus der Luft, die Moritz gemacht hat, geben Aufschluss über einige geeignete Landeplätze und wenn der Besitzer dieser Anlage beschließt, einen guten Startplatz mit entsprechendem Landeplatz zu erschließen, kann dies ein wunderschönes Fluggebiet werden. Insbesondere wenn bessere Basishöhen einen Ride entlang des großen Stausees zulassen.

Unsere Transportfähigkeit war gegen Abend wieder gegeben und so machten wir uns auf den mehr als 4 Stunden dauernden Heimweg. Luftlinie laut GPS mal gerade 42,9 Kilometer, doch wir kurvten stundenlang, teilweise im Schneckentempo durch die Berge. Schlußendlich bei Melissa angekommen, fühlten wir uns endlich wieder zu Hause.

Samstag, 05.03.2005 - Fliegen in Shelar

Für die nächste Zeit haben wir zwei Mopeds organisiert, die uns 150 Rupies am Tag kosten, ca. 2,xx Euro. Damit haben wir jetzt alle Freiheit der Welt.

So langsam möchte ich doch mal in die Luft kommen und nicht nur für ein paar Minuten.

Das klappte heute auch auf Anhieb, ein wenig in der Sonne brutzeln, bis die Nordwindkomponente schwächer wurde und der Westwind anstand, dann ging es für eine Stunde und zwanzig Minuten in die Luft, in ausreichender Höhe versuchte ich dann gleich ein paar Klapper mit dem neuen Schirm, erst eine Leine, dann zwei und dann mit Schwung eine ganze A-Leinenseite. Sehr sanfte Reaktionen und nicht einmal 90 Grad wegdrehen, mit Gegensteuern ließ er sich einwandfrei geradeaus fliegen. Die Schaukeleien hatten allerdings meinen Magen vom Vortag noch einmal angesprochen, so bin ich dann noch eine Zeit in einiger Entfernung von der Kante in ruhiger Luft geflogen. Endlich air time!!! ;-)

Meine Canon hat nun endgültig meinen Geduldsfaden überstrapaziert und so hab ich sie heute Abend in Ihre Einzelteile zerlegt, in den nächsten Tagen werde ich ein wenig Kontaktspray besorgen und den Drehknopf verarzten.

Sontag, 06.03.2005 - Fliegen in Shelar

Heute war die Zeit des Turnens, mein Magen war wieder flugresistent und so hab ich diverse Seitenklapper und meinen ersten Frontklapper überhaupt geflogen. Vor dem Frontklapper hatte ich mehr Respekt, als ihm gebührte, denn obwohl ich ziemlich fest an beiden A-Gurten gezogen hatte, klappte er nur kurz ein und öffnete sich gleich wieder – ohne hoch zu sehen, hätte ich ihn bestimmt garnicht als Frontklapper registriert. Schön, wieder etwas gelernt.

Montag, 07.03.2005 - Fliegen in Shelar

Der erste Flug heute dauerte 40 Sekunden, weil ich mir vorgenommen hatte, den Berg mit dem Schirm hochzusurfen. Leider ließ der bis zu diesem Zeitpunkt starke Wind nach und nix war es mit easy lauching. So durfte ich den Berg dann doch noch bis zum Startplatz hochlaufen, aber es hat sich gelohnt. Erste Versuche für den Wing Over allein mit Gewichtsverlagerung versprechen gute Ergebnisse in der Zukunft, weil der Hawk sehr schön anspricht, ohne dass die Bremsen mithelfen müssen. Zwischendurch hab ich dann die ersten Schritte zur Steilspirale versucht, allerdings hatte ich lediglich 6,5 Meter sinken auf dem Vario. Zum Lernen ist Shelar wirklich eine super Kante, hochbeamen, abturnen und wieder hochbeamen, kein Wunder wie Moritz auf den Namen für seine Schule gekommen ist. Magic Lift.

Dienstag, 08.03.2005 - Fliegen in Shelar

Spät aufgestanden und die Terassentür geöffnet, erwartet mich eine geschlossene Wolkendecke. Einige Minuten später gibt es ein paar Tropfen und im Laufe des Tages gibt es Gewitter, die sogar Hagel mitbringen. Der Flugtag wird für heute gecancelt und ich komme in den Genuß mit Samson, Avi und TJ Carrom zu spielen. Zwei Mannschaften sitzen um ein großes Brett herum und versuchen jeweils neun weiße oder schwarze Spielsteine wie sie auch beim Damespiel verwendet werden in den vier Ecken zu versenken, ein größerer weißer Stein wird gegen die anderen Steine gekickt. So eine Art Tischbilliard ohne Queue, sehr schönes Spiel.

Mittwoch, 09.03.2005 - Fliegen in Shelar

Die Kamera ist immer noch detached. Heute war ein guter Tag, weiche Thermik und ruhige, klare Luft, erlauben meine erste ordentliche Steilspirale mit 15 Metern und auch die Wing Over-Versuche werden immer runder. Moritz, der im Frühling in der Schweiz seine eigene Flugschule eröffnet, ist so nett und schaut mir dabei über die Schulter.

Zwei Stunden fliegen am Stück ist schon nett, aber mit so viel Schaukelei auch anstrengend, deshalb freue ich mich schon auf das Hühnchen, das Julian für uns zubereitet.

Ich hab wirklich lange nicht so ein geniales Huhn gegessen, scharf bis die Nase läuft und der Schweiß auf der Stirn steht, trotzdem der pure Hühnchengeschmack, den ich schon Jahre nicht in deutschen Landen so schmecken durfte.

Donnerstag, 10.03.2005 - Fliegen über dem Pegasus Camp

Oki, lecker gefrühstückt, Julians Erdbeermarmelade ist schon der Hit. Jetzt erst mal Mittagssiesta machen und hier ein wenig tippern.
Julian hat ein Riesentier im See gefangen, aber er lässt es wieder frei und es wir nicht unser Abendessen. Danke. Die G5 macht auch vollkommen auseinandergenommen noch Fotos, wie man sieht, nur zum Mitnehmen ist das im Moment nichts.

Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Berg über Melissas Haus. Heute wollen wir mal nach Shelar rüberfliegen. Der Himmel ist strahlend blau und die Vorzeichen sind gut. Ein Stück mit den Mopeds und dann ca. eine halbe Stunde Para-Trekking bis zum Startplatz.

Wenn man keine Kamera dabei hat, dann sieht man sogar frei laufende Affen in Indien. Moritz Kamera ist ebenfalls zum Service in Bombay. Ich hab mir zur Vorsicht gleich mal einen Wanderstock gemacht, man weiß ja nie, aber die Genossen waren friedlich und verschwanden auch gleich aus unserem Sichtfeld.

Ein etwas schwieriger Startplatz, weil der Wind teils aus Nord kam und das auch ziemlich stark, in einem ruhigeren Moment konnte ich dann ohne Probleme starten, Moritz, der auf mich aufpassen wollte, dann gleich hinterher. Die Kante trug ein wenig, auch ohne mein Vario, das schön daheim im Zimmer lag. Ab heute mache ich einen Aus-dem-Haus-Check.

Plötzlich ein netter Bart, den ich auch ohne Vario gut zentrieren konnte, so hatte die Kratzerei am Hang ein Ende – dachte ich – vom Wind über den Hügel versetzt, hätte ich mit der vorhandenen Höhe den Weg nach Shelar kaum geschafft, also mit Beschleuniger zurück an die Kante, wo dann plötzlich gar nichts mehr ging.
Kurz und gut, wir wurden von einem ehemaligen Para-Trouper mit offenen Armen empfangen, auch wenn wir auf einem eingezäunten Gelände gelandet waren.

In dem Moment klingelte dann auch das Telefon und Martin gratulierte mir zum Geburtstag und ich ihm. ;-)
Komischerweise funktionierte das Telefon hier am Ende der Welt.
Ok, nach kurzer Bedenkpause beschlossen wir einen erneuten Aufstieg, Moritz war schon vorgegangen und hatte wohl den richtigen Abzweig genommen, ich bin halb um den Berg herum gelaufen, rauf, wieder runter, weil mit meinem dicken Packsack kein Durchkommen war, wieder rauf ... .

Irgendwann hab ich dann den Weg zurück zu den Mopeds eingeschlagen. Moritz erwischte den Bart des Tages auf 1850 Meter MSL und kam in Shelar über allen anderen in 1600 Metern an, die dort nur bis 1100 kratzen konnten.
Ein schöner Trekking-Tag für mich, an dem ich in kurzer Zeit 1,5 Liter Wasser durchgebraten habe. Langsam bin ich fit für die Berge und so langsam verstehe ich auch, was Leute dazu antreibt, stundenlang einen Berg heraufzulaufen. Nein, ich werde nicht Bergsteiger. ;-)

Shelar ist schon eine komische Kante, da sitzt Du um 15 Uhr auf dem Fels und kein Lüftchen bewegt sich. Dann bist Du vom Aufstieg ausgeruht, gehst bei Nullwind zum Schirm, packst aus und bereitest alles vor, die Ungläubigen schauen Dich mitleidig an, weil Du in voller Montur in der Hitze stehst und kaum ist das Gurtzeug angeschnallt, beamt es Dich plötzlich hinauf, dass es ohne Beschleuniger schon mal rückwärts geht.

Ob ich übertreibe? Na, nur ein wenig. Der Zeitraum zwischen Anschnallen des Gurtzeugs und dem Lift war vielleicht schon 15 Minuten und deshalb waren die mitleidigen Blicke vielleicht gerechtfertigt, aber dann hört sich die Geschichte nicht mehr so schön an.

Freitag, 18.03.2005 - Letzter Flugtag

Heute wieder Tower Hill. Der Wind ist noch stärker als gestern, plötzlich ist Moritz weg.

Nach über einer Stunde warten legt sich der Wind ein wenig, Moritz geht als erster raus. Plötzlich fast Windstille, Moritz kratzt am Berg herum.

Ich mache mich fertig und warte, bis der Wind wieder etwas zunimmt. Jetzt müsste eine Ablösung kommen - und sie kommt. Grins, der beste Flug in meiner Gleitschirmkarriere. Moritz hätte es fast noch geschafft, aber er leider hat er nur einen Jojo-Effekt bekommen.

Der Flug ist wahrlich ziemlich unruhig und mit 1800 Metern sollte es bis zu Melissa reichen, in 2200 ist der Bart zu Ende und ich denke, flieg doch erst mal in die andere Richtung, ein paar Sekunden später in 2100 Metern denke ich, ok, mach dass Du zu Melissa kommst, geht ja tierisch wieder runter, nach einem Drittel des Wegs und stetem Saufen mit 2-3 Metern sieht die Peilung garnicht gut aus und ich suche schon mal die Straße, die nach Golden Glades führt, damit ich per Anhalter zurück komme.

Dann kommt so ein kleiner halber Meter Steigen, besser versuchen als sicher laufen. Der halbe Meter zeigt sich freundlich und nach ein paar Kreisen sind es zwischen 3 und 5 Meter pro Sekunde. Yes, ab geht es auf 2700 Meter, bevor der Bart mich verlässt, nun passt es locker zu Melissa, also mal in die Richtung fliegen und entspannen.
So langsam wird es mir doch etwas mulmig, ist ja verdammt hoch und es wird langsam kalt. Der Sound eines Düsenjets, den ich aber nicht sehen kann, ist auch nicht gerade förderlich.

Langsam geht es auf Melissas Haus zu, und plötzlich geht es 4 bis 5 Meter nach oben. Ok, ok, schnell durchfliegen und weiter, mehr Höhe brauche ich wirklich nicht. Im Geradeausflug hört das Steigen nicht auf und es wird noch kälter. Ich lasse den Hawk laufen, aber erst bei 3250 Metern fliege ich auf der anderen Seite aus dem großflächigen Steigen aus. - Heftig -

Gut dass ich meinen Overall immer dabei habe, ich ziehe alle Reißverschlüsse zu, weil meine Hosenbeine vorher ganz aufgezippt waren. Potzblitz, mein Fotoapparat!
Fotos machen! Der beste Flug meines Lebens und noch keine Fotos!

Hatte ich mir zuvor in über 2000 Metern noch Gedanken gemacht, wie stark der Wind ist und welche Landerichtung es wird, ließ die Anspannung nach, sobald ich auf gewohnte Höhe zurück war.

Der See und mein Versatz in der Luft sagten mir die Landerichtung und die Windstärke, nur eine garstige Thermikblase, die von der Raikar-Farm aufstieg wollte mich zuerst nicht runterlassen, aber wofür hab ich schließlich spiralen gelernt. Piano mit entspannter Sinkgeschwindigkeit tiefer gedreht (hey, ich bin schon über 30), war die Landung auf dem großen Feld vollkommen easy!
Freude pur - Fliegen ist geil!

Fazit Indien:

Grins, im Mai muss ich wieder hin, geht nicht anders.

Indien ist sicherlich schon mal für mindestens 90% aller Piloten abschreckend, weil es so viel Armut, Krankheiten und Gefährdungen für Leib und Leben gibt.

Wenn ich diese Vorurteile, die ich bisher auch hatte, einfach mal beiseite lasse, ist Indien ein wunderschönes Land mit freundlichen Menschen.

Die medizinische Versorgung ist sicherlich nicht so flächendeckend vorhanden wie in Mitteleuropa, aber mit einer Versicherten- und einer Kreditkarte bekommt man im Notfall auch hier alles, was man braucht. Malariamittel hab ich gar nicht erst geschluckt, weil die den Körper unnötig belasten, wenn ich den Ausführungen der Leute glauben darf, die ich getroffen habe. Malariamittel gibt es in jeder Apotheke, die man in größeren Dörfern findet. Hepatitis A und B, Polio und Typhus hab ich mir ersparen wollen, dafür gibt es ja Impfungen. (Bitte frühzeitig zum Arzt, wenn es nach Indien gehen soll, 2 Monate vorher ist sicher anzuraten.)

Fliegerisch ist Indien sicher ein tolles Land, die Westghats bieten zur richtigen Jahreszeit (ab Oktober) gute Streckenmöglichkeiten, aber auch für Anfänger gibt es gute Start- und Landeplätze, die man, sofern man möchte, mit Fluglehrern oder einheimischen Piloten erkunden kann.

Melissa's Place ist sehr als Basisstation zu empfehlen. Melissa organisiert alles so, wie man es haben möchte, Autos, Mopeds, Mitflieger oder Fahrer. Wenn mal gerade kein Mitflieger aufzutreiben ist, fliegt sie auch selbst mit Ihrem Hochleister mit.
Die Unterkunft ist für indische Verhältnisse wirklich sehr sauber und Julian, der Koch, ist wirklich der Oberhammer. Wenn man einen Wunsch hat, braucht man den nur mitzuteilen und am Mittag oder Abend gibt es das gewünschte Essen. Ich möchte jetzt nicht von dem Curryhühnchen sprechen, sonst muss ich gleich wieder losfliegen.

Die Landschaft ist in vielen Gebieten gar nicht so karg wie ich gedacht hatte, Melissas Garten ist eine wahre Pracht und die Gegend um Tamini scheint von unterirdischen Quellen so gut versorgt zu sein, dass es dort ewig bunt und schön ist.

Sponsor: Stefan Schumacher
www.gleitschirm-fernweh.de/
Paragliding Reise Bericht Asien Indien ,Gleitschirmfliegen in Indien (Reise 1) - Vorgeschichte,Melissa's Haus sieht so aus wie auf Ihrer Internetseite
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Stefan Schumacher
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Der Stausee direkt unterhalb des Hauses
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Paragliding Reise Bericht Asien Indien ,Gleitschirmfliegen in Indien (Reise 1) - Vorgeschichte,Massenattraktion Bullenrennen. Der Wagen des Ansagers
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