Ironman Lanzarote: Bericht von Marco
Dies ist mein Erfahrungsbericht vom Ironman Lanzarote, in dem ich kurz erläutere, wie ich mich darauf vorbereitet habe, wie der Wettkampf so im allgemeinen ist und wie er für mich am 22.05.04 war.
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Ort: |
Lanzarote |
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Der Ironman Lanzarote gilt ja mitunter als der härteste Ironman-Wettkampf, weshalb er auch als einziger Ironman-Wettkampf nie vollkommen ausgebucht ist. Darum hatte ich mich seit November 2003 zielstrebig darauf vorbereitet. Ganz ehrlich, noch drei Wochen vor dem Wettkampf konnte ich mir nicht vorstellen, die komplette Distanz mit den 2500 Höhenmetern in der Radstrecke zu absolvieren.
Während meiner Vorbereitung bin ich gut 3000 km geradelt, 1000 km gelaufen und 80 km geschwommen. Da Schwimmen im Vergleich zu anderen Triathleten in meiner "Geschwindigkeitsklasse" zu der besten Disziplin gehört, bin ich nur 1x pro Woche geschwommen, dafür aber bis zum Beginn des Radtrainings 3-4x die Woche gelaufen - und das ist wirklich viel für mich. Die Rad-Kilometer habe ich überwiegend in einem zweiwöchigen Mallorca-Trainingslager, einem einwöchigen Lanzarote-Aufenthalt, sowie dem verlängerten Osterwochenende zusammengeradelt. Dabei bestanden die beiden Trainingslager und das Osterwochenende aus drei strukturierten Trainingsblöcken. Mit Ausnahme der Radblöcke waren das maximal 10 Stunden Training pro Woche.
Wer in Lanzarote Radfahren geht, hat die Chance Grenzerfahrungen zu machen. Auf Lanzarote darf es einen nicht stören, wenn man nach der Trainingsausfahrt nur 23 km/h auf seinem Tacho stehen hat oder wenn man nach 2 Stunden Ausfahrt erst 37km weit gekommen ist.
Die Wettkampf-Radstrecke enthält auf den 180km gut 2500 Höhenmeter, eigentlich gar kein flaches Teilstück. Das ist aber noch nicht alles: Der Straßenbelag ist teilweise so rau, dass man bei Abfahrten Angst um sein Rad bekommt und deshalb von möglichen 60km/h auf 30 runterbremst. (Ich brauche nicht zu erwähnen, dass es auch bergauf auf glatten Straßen besser rollt.) Zu den Höhenmetern und dem rauhen Asphalt kommt dann aber noch ein starker Wind, der eigentlich immer nur von vorne kommt, der Wind dreht nämlich von morgens bis abends. Und wenn der Wind nicht von vorne kommt, dann kommt er bei Abfahrten so stark böig von der Seite, dass man wieder auf 30km/h runterbremsen muß, da es einen sonst umwirft. - Wie schon gesagt: Grenzerfahrungen!
Am Wettkampftag war aber alles anders! Nicht nur, dass der befürchtete Wind ausblieb, sondern auch, dass anstelle der Fitness ganz andere Faktoren primär eine Rolle spielten.
Ich war top vorbereitet, noch nie hatte ich so gut und kontinuierlich bis zum Schluß (3 Wochen vorm Wettkampf) trainiert. Die letzten kurzen Trainingseinheiten hatten dies eindeutig bestätigt.
06:45h: Ich stehe am Strand und bin gar nicht so glücklich. Ich habe nämlich am Vortag mit meiner Aqua-Sphere-Brille gesehen, wie steil der Grund unter Wasser abfällt und wie tief das Meer schon so dicht am Ufer ist.
07:00h: Start. Diesmal habe ich mich nicht ganz hinten angestellt und beziehe daher ordentlich Prügel, zum Glück nur leichte Schläge und die Schwimmbrille bekommt nichts ab. So merke ich auch nicht, dass ich bereits über dunkelst blauem Wasser schwimme. Aber die ganze Zeit ist super dichtes Gedränge, so dass man gar nicht so schnell schwimmen kann, wie man will.
07:36h: Erster Landgang - Sehr gute Zwischenzeit, dafür, dass alle "langsam" geschwommen sind.08:16h: Die 3,8km sind geschafft. Erst mal in Ruhe in die Wechselzone und nur keine Hektik, der Puls darf gerne an den Bergen in die Höhe gehen.
08:27h: Ich sitze auf dem Rad und rolle mich an der Promenade ein.
08:53h, km11: Rechtskurve, Linkskurve und auf glattem Asphalt bergab. Ich trete mal kurz an, um meine Stärken voll auszunutzen - schnell den Berg runterzurollen - und plötzlich spüre ich, einen Schmerz in meinem Magen.
09:58h, km40: Die Fahrt durch den Bereich, wo die alten Lavaströme bis ans Meer reichen, ist sehr schön, aber egal, was ich esse oder trinke, die Schmerzen gehen nicht weg sondern werden schlimmer.
11:00h, km63: Der Anstieg zu den Montanas del Fuego ist geschafft und ich freue mich, dass bei der Abfahrt nach La Santa kein böiger Querwind ist, sodass ich mit über 60 den Berg runterheizen kann. Die Magenschmerzen sind immer noch da!
11:35h, km80: An der Verpflegungsstation sehe ich einen Doc, halte an und erkläre ihm meine Situation. Er vermutet eine Kolik und gibt mir vorerst etwas gegen Sodbrennen, da er die Pillen gegen die Kolik von einem Kollegen holen muß. Er notiert sich meine Startnummer und sagt mir, dass er mich später mit seinem Wagen wieder einholt und mir dann die Pillen gibt, falls es bis dahin nicht besser wird.
12:18h, km93: Die Schmerzen sind noch schlimmer geworden. Ich krümme mich fast vor Schmerzen. Der raue Asphalt macht es nicht besser. Ich bekomme eine Spritze, die so in ca. 10min wirken soll.
12:30h, km95: Die Schmerzen gehen nicht weg und ich beschließe abzubrechen. Kann sowieso nicht druckvoll treten, und es macht außerdem keinen Spaß, sich so zu quälen. Nicht mal das schöne Wetter und die Tatsache, dass ich bei dem Wettkampf bin, für den ich so lange trainiert habe, können mich irgendwie begeistern. Ich drehe geknickt um und rolle langsam wieder zurück Richtung Ort. Aber wo soll ich jetzt hinradeln. 2 Stunden auf den Besenwagen warten, um dann mit ihm noch weitere 4 Stunden durch die Gegend zu schaukeln, will ich auch nicht. Außerdem merke ich, dass der Himmel wunderschön blau ist. Ich habe die Insel noch nie bei so schönem Wetter gesehen. Also drehe ich wieder um und radel weiter den Berg hoch. Dabei bemerke ich, dass ich mit Puls 115 und ohne Druck auf der Pedale noch andere Triathleten überhole. Ich fahre weiter.
13:50h, km118: Mirador del Rio, ein wunderschöner Ausblickspunkt und Verpflegungsstation. Ich kann wieder essen und die Cola schmeckt gut. Ich treffe nochmals meinen Doc und bedanke mich bei ihm.
16:10h: Zurück in Puerto del Carmen.
16:17h: Ich beginne meinen Marathon mit meiner Trinkflasche, einem Päckchen TucTuc-Keksen und einer kleinen Flasche Single Malt Whiskey im Trikot. Die ersten 3km gehe ich und esse vorsichtig die Kekse, da mein Magen wieder zwickt und ich ihn nicht allzu sehr stressen will. Bis km40 laufe/gehe ich mit meiner bewährten Methode, laufen-gehen-laufen. Hier gibt es nix interessantes zu schreiben. Marathon-laufen ist ziemlich langweilig.
21:15h: Nur noch knapp 2km ins Ziel. Jetzt veredle ich die Cola in meiner klebrigen Trinkflasche mit dem gut durchgeschüttelten Whiskey. Man kann sich kaum vorstellen, wie gut die Cola geschmeckt hat!!!
21:25h: Ich bin im Ziel! Dafür, dass ich knapp 9 Stunden vorher abbrechen wollte, bin ich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis und freue mich, Meike in den Arm nehmen zu können.
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