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Kuba - sympatisch chaotisch



 
Kuba bildet sicherlich ein Highlight, weil zu der tropischen Natur und dem in unserem Winter milden Klima die einzigartige Melange aus politischem Revolutions-Retro-Chic, faszinierender Kolonialarchitektur in jedwedem Zustand, lebendigem Mobilitätsmuseum und der umwerfenden Freundlichkeit und Lebensfreude der Kubaner(Innen) kommt. Die Flugaspekte treten deswegen bei dieser Reise in den Hintergrund und dies wurde auch im Vorfeld so kommuniziert.

Die Tour nach Kuba hat mittlerweile dank der unermüdlichen Aktivitäten von Chris Arnu schon etwas „Reguläres“, wenn man bei Kuba überhaupt von irgendeiner Regel oder Normalität sprechen kann. Während in früheren Touren ein Großteil des Landes abgeklappert wurde, beschränkte sich die diesjährige Ausfahrt auf den Südosten, die Region um Santiago, Holguin und Bayamo, bildlich gesprochen auf das Maul des staubsaugerförmigen Landes. Angesichts der Straßenverhältnisse war dies eine gute Entscheidung.

Nach einer langen Such- und Findungsphase seit dem Sommer trafen sich also am frühen Mittag am Frankfurter Flughafen Monika, Gerald, der Chris (TO) und Roland (Bericht). Letzterer froh über die zwei Stunden Flugverspätung, da sein Fernbus ebenfalls in der Marschtabelle weit zurück lag. Die aufkommende Nervosität, evtl. den Flug zu verpassen, wurde von Chris‘ Anruf kurz hinter Heidelberg wirkungsvoll eingedämmt. Schon bei der Begrüßung wurde klar, dass der Ausflug nicht ausschließlich zur Belustigung des deutschen Fliegervolks gedacht war, denn Chris hatte einen kleinen Berg an Flugmaterial für die kubanischen Flieger(Innen) organisiert, der erst nach dem Umsortieren die neuerdings verschärfte Gewichtsprüfung beim Einchecken bestand.

Nach zehnstündigem Flug war das schöne Holginn erreicht, das uns mit 35 Kelvin mehr begrüßte, als uns Frankfurt gegönnt hatte. Mit im Begrüßungskomitee war Danichel, unser „local guide“ für die nächsten 16 Tage. Nach erfolgreicher Abgabe des gespendeten Sportgepäcks zum Weitertransport und Übernahme der zwei reichlich kleinen Mietautos, sowie Umtausch von einigen Euro „Begrüßungsgeld“ machte sich unser Minikonvoi auf Richtung Holguin City, nur um wenige Kilometer später umzukehren. Der vermeintlich bereits in der Stadt weilende Fliegerkollege Eilhard meldete sich vom Flughafen und wollte abgeholt werden. Er war verspätet (ein Thema, das wir noch öfter aufgreifen sollten) aus Havanna zugeflogen. Die Quartiersuche gestaltete sich zäh: Das eigentlich angesagte und reservierte Hotel „Mirador de Mayaba“ wurde nach einigem Suchen zwar gefunden, war aber voll, eine Reservierung lag nicht vor. Eine Hotelalternative im Stadtzentrum in bestem DDR-Chic war nicht ausgebucht. Bei der Inspektion der Zimmer war aber auch sofort der Grund ersichtlich: Aufgrund von akutem Schimmelpilzbefall wäre der Laden hierzulande von der Gewerbeaufsicht sofort geschlossen worden. Immerhin verhalf uns die Receptionista per Geheimtipp zu wirklich angenehmen Privatquartieren um 25 CUC pro Zimmer, was in etwa dem Gegenwert in Euro entspricht. Der erfahrene Kubatourist reist deswegen immer in Begleitung oder sucht sich eine (um die Kosten zu teilen) und nimmt für den Fall der Fälle Ohrstöpsel mit.

Am folgenden (Mon-)Tag stand die Herausforderung des Geldwechsel an. Was nicht unterschätzt werden sollte, da der allmächtige Staat aus Vorsicht die Geldbestände sämtlicher Banken am Samstag einsammelt und erst montags wieder austeilt. Bis dann alle beliefert sind, kann es schon mal tiefer Nachmittag werden, was zwar stundenlanges Leute beim Flanieren zuschauen ermöglicht aber angesichts des schon bei Chris‘ Verwandtschaft vorbestellten vor sich hinschmorenden Schweins und der Pflicht, die Getränke für den Festschmaus zu besorgen, suboptimal genannt werden darf. Aufgrund des allgemeinen Kleingeldmangels mussten dann auch die (wenigen) Bettler unverrichteter Dinge abziehen. Allgemein sei hier erwähnt, dass die Leute zwar arm aber nicht verelendet erscheinen, und die Bettelei im Vergleich zu anderen Drittweltstaaten marginal ist. Auch die Sicherheitslage machte einen sehr positiven Eindruck, man hat sich nirgends mulmig gefühlt und Frau auch nicht (sieht man einmal von manchen wilden, nächtlichen Autofahrten ab).

Wie dem auch sei, man landete schließlich am späten Nachmittag in der kleinen Ortschaft San Andreas, wo der Geldwechsel überraschenderweise problemlos vollzogen wurde. Wenige Meter weiter steckte das stundenlang geröstete Schwein auf einem Pfahl, wie es Vlad Dracul nicht besser hinbekommen hätte. Es wurde nach kurzer Inaugenscheinnahme und unter Zuhilfenahme von reichlich Dosenbier in verwertbare Teile gerupft. Das Familienfest dauerte noch weit in den Abend hinein. Die folgenden Tage wurden aufgrund der Wetterlage mit recht stürmischem Wind zur Erkundung der nördlichen Küste und vorgelagerter Ländereien genutzt, so wurde eine – natürlich von irgendwelchen Revolutionären als Unterschlupf genutzte- Tropfsteinhöhle erkundet, die Küstenstadt Gibara besucht (in der es noch seeehr viel zu restaurieren gibt) und nach Besuch einer Salsa-Party (mit leckeren Cocktails) und Übernachtung dort der ähem „Küstenhighway“ Richtung Playa la Herradura genommen. Nach stundenlanger Rumpelfahrt entschädigte der feine, fast menschenleere Sandstrand und das trotz steifer Brise wohltemperierte Meer. Gerald machte eine spannende Erfahrung beim Duschen mit dem per Elektroheizung aufgeladenen Duschkopf. FI-Schalter werden überschätzt! Da ihn aber eh seit Tagen ein Hexenschuss plagte, konnte er die Elektromassage gut gebrauchen. Zum Abend gab es ein feines Fischessen, das Frühstück am Morgen sollte sich ebenfalls als köstlich erweisen, aber angesichts der dräuenden für uns organisierten kubanischen Meisterschaften im Gleitschirmfliegen wurde der Aufenthalt kurzerhand beendet. Beim Aufbruch ließ ein semiseniler Teilnehmer, der aber offensichtlich noch zu gut sieht, um den Mangel zu bemerken, eine Gleitsichtbrille zurück, was die Ausfahrtkosten schlagartig in die Höhe trieb.

Der Tag war sowieso dem Sightseeing vorbehalten, denn als man nach vielen Stunden, aber nur ca. 150 Straßenkilometern im Campismo popular bei Charco Redondo, volkstümlich Las Minas genannt, eintraf, war schon wieder später Nachmittag. Zwischenzeitlich hatte man noch einen Zwischenstopp in Bayamo gemacht, um einen früheren Guide zu treffen und dieses recht hübsche und im Zentrum gut restaurierte Städtchen von der Größe Freiburgs zu erkunden.

Campismos sind für das gemeine Volk hergerichtete Ferienareale mit auch für Einheimische erschwinglichen Preisen, die aber normalerweise für Touris nicht zugänglich sind. In diesem Fall halfen die Beziehungen Danichels, der aus der Gegend stammte. Die Unterkünfte sind keine Luxusapartments, aber annehmbar, es funktioniert die (kalte) Dusche und die Klospülung. Lästig waren Moskitos und der plärrende Reaggeton bis fast Mitternacht. Es hatten sich schon zahlreiche Kubaner aus allen Landesteilen eingefunden, die erwartungsvoll der kommenden Flugaufgaben harrten und erfreut das „Ehrenmitglied“ der kubanischen Fliegergemeinde (Chris) begrüßten. Bedenkt man, dass ein Großteil des fliegbaren Materials von ihm dank zahlreicher großzügiger Spenden in’s Land gebracht werden konnte, ist das auch nicht verwunderlich. Am Abend machte gleich mal ein hochgeistiges Getränk die Runde.

Der nächste Morgen begann gleich mit einer Überraschung, schien sich doch unsere Monika eines körperlichen Übergriffs unseres Guides erwehren zu müssen. Bei genauerem Hinsehen erwies sich die vermeintliche Attacke aber als einvernehmliches Üben der chinesischen Kampfkunst „Wing Tsun“, die sich Danichel aus Büchern selbst beigebracht hatte und nun von seiner Lehrmeisterin auf ein neues Niveau gehoben wurde.

Nach frugalem Frühstück machte sich ein Lastwagen voll kubanischer Piloten und unsere zwei Kleinwagen auf ins nahe Fluggebiet, wo sich schon alles für eine feierliche Eröffnung eingefunden hatte. Selbst offizielle Regierungsvertreter und Fernsehreporter waren zur Stelle, Ansprachen und Nationalhymne durften nicht fehlen und die fremdländische Delegation aus Alemania wurde willkommen geheißen. Es hätte also eine beeindruckende Meisterschaft werden können, zumal die Sonne vom Himmel strahlte, nur der anhaltend starke Wind ließ das Teilnehmerfeld über Stunden gegroundet. Notgedrungen rang man sich nach ausgiebiger Diskussion zu einer Bodenhandlingaufgabe durch und bis diese alle nacheinander ausgeführt hatten, war der Tag dann durch. Beeinflußt von den widrigen Umständen verschenkte Monika gleich ihre Flugausrüstung an eine fliegerisch ambitionierte Dame aus Holguin und hat nun dort lebenslanges Bleiberecht. Im Gegenzug wurde Moni dann jedesmal wenn ein Flugtag war als Passagier im Tandem geflogen.

Das gleiche Bild am nächsten Tag: Wieder wurde eine Bodenaufgabe gestellt und abgeschlossen. Die angedachte Flugaufgabe wurde abgebrochen, nachdem gleich der erste Pilot vom Starkwind ins baum- und strauchverseuchte Lee getrieben wurde. Er wurde wohl unversehrt geborgen. Am Abend gab es noch eine Sicherheitsprüfung als dritte Aufgabe, dann war der Meister ermittelt. Hatte ein bisschen was von den wohlbekannten PCS-Titelkämpfen.

Am Sonntag dann die große Siegerehrung mit viel Glanz und Gloria und einer beeindruckenden Auswahl an gebrauchtem Flugequipment, das den Bestand an flugfähigem Material in Kuba wohl wieder um 20% aufstockt. Die beteiligten Vereine inspizierten denn auch mit peinlicher Genauigkeit die angebotenen Stücke und diskutierten heiß über die vermeintlichen Qualitäten und Vorzüge. Die Preisverleihung war dann sehr kubanisch: Vom Ersten bis zum Letzten durfte erst der Einzelpilot einen Helm oder ähnliches und dann jeder Verein Material als Prämie aussuchen. Und weil es deutlich mehr Preise als Teilnehmer gab, wurde das ganze Prozedere ein zweites und ein drittes Mal durchgeführt, bis auch wirklich jede Rettungsschnur und jeder Flicken an den Mann gebracht war. So verging der Großteil des Nachmittags, während sich draußen endlich der Wind gelegt hatte und man tatsächlich mal in die Luft gekommen wäre.

Der Tag war weitgehend um und das Fliegervolk verstreute sich wieder in alle Winde und Landesteile. Am Flughafen in Holguin kam gegen Abend schließlich noch unser Heinz an, der die Reise um eine Woche versetzt durchführte. Den mussten wir natürlich noch abholen. Auf der Rückfahrt wurde der Fahrer aufgrund Nichtbeachtung einer stationären Polizeikontrolle von den Beamten streng ermahnt, 300 Kilometer weiter nordwestlich wäre er wohl vorsorglich erschossen worden. Abends besuchte man noch ein vermeintliches Straßenfest in Jiguani, hatte sich aber in der Woche geirrt. Eso pasa...

Bevor man am nächsten Tag Richtung Santiago de Cuba aufbrach, sollte noch einmal die kleine Chance auf einen Flug in Las Minas genutzt werden; die Vorhersagen waren passend aber ungenau, wie sich bald zeigen sollte. Trotz bestem Wetter passte die Windrichtung nicht und so wurde eine beeindruckende Tropfsteinhöhle erkundet. Die nachmittägliche Fahrt nach Santiago de Cuba wurde auch wieder recht spät in Angriff genommen, was zur Folge hatte, dass man erst bei Nacht in der zweitgrößten Stadt des Landes ankam, obwohl die Hälfte des Weges aus Autobahn bestand. Kubanische Autobahn wohlgemerkt: Die rechte Fahrspur wird immer mal wieder von Pferdekutschen, Ochsenkarren und Radfahrern ohne Licht genutzt. Hin und wieder wird am Straßenrand ein Auto repariert, das sich in Erwartung einer problemlosen Fahrt an einem tiefen Schlagloch die Achse gebrochen hat. Dass unsere kleinen Flitzer nach dieser Strecke noch fahrbereit waren, grenzte an ein Wunder. Dankenswerterweise hatte der kurzfristig für die Südküste requirierte „Zweitguide“ Sandy schon vorgearbeitet und die Quartiere klargemacht.

Die nächsten Nächte wurden in Santiago zugebracht. Der erste Tag gehörte einer umfangreichen Stadtbesichtigung mit einem Stadtführer, der leider die Gesetze des Kapitalismus schon fleißig studiert hatte und sich als Touribescheisser entpuppte, wie man sie ja weltweit finden kann. Dennoch beeindruckte die Zahl an Kolonialhäusern im Zustand von saniert bis Einsturzgefährdet. Gleiches gilt für die vielen Automobile aus der vorrevolutionären Zeit. Dann musste noch mal umgezogen werden, und man bezog zwei herrschaftliche Villen in stilvoller Umgebung.

Nachmittags folgte die Besichtigung eines verheißungsvollen Fluggeländes, an dessen 30 Kilometerkante fast alles stimmte bis auf - man ahnt es - den Wind. Und ein kleines Gewitter zog auch noch auf. Heinz sollte in seiner 2ten Woche das Gelände zu einem fulminanten schönen Flug nutzen. Er versäumte nicht uns das unter die neidische Nase zu reiben. Danke, Heinz! Immerhin konnte die Geländebesichtigung zur Kontaktanbahnung mit heimischen Schönheiten genutzt werden. Abends wurde fein getafelt und noch besser Mojito getrunken. Bis am nächsten Morgen dann alle wieder ausgeschlafen hatten, eingesammelt waren und nochmal Geld gewechselt hatten, stand die Sonne schon hoch am Himmel und es bildeten sich die ersten wunderschönen Cummuli. Heute also Flugtag!?

Man fuhr also ca. 50 km nach Westen entlang der schönen Südküste bis zu einem Ort namens Uvero, wo sich aus nicht mehr ganz nachzuvollziehenden Gründen die Zimmersuche und vor allem die Suche mit einem kleinen Gastgeschenk in Form einer Flasche guten Rums nach den örtlichen Behörden, die den Luftraum freigeben sollten, länger hinzog. So lang jedenfalls, dass man erst gegen 15.00 Uhr den Anstieg zum ca. 200 m hohen Startplatz in Angriff nahm. Der schweißtreibende Aufstieg wurde auf halber Höhe von 2 Eseln mit Treiber erleichtert, die die Packsäcke gegen eine Gebühr von 6 CUCs hochtrugen. Oben angekommen war der stetige Hangaufwind nahezu eingeschlafen und so wurde aus dem Flug zum Pico Turqino (höchster Berg Kubas) nur ein Abgleiter zum örtlichen Baseballfeld. Die Dorfjugend immerhin war begeistert. Der Ort an sich wäre ein schönes Feriendomizil, die Zimmer waren tiptop und die lokalen Schönheiten so verlockend, dass manche Teilnehmer abends länger aufblieben.

Der folgende Tag sollte aufregend und lang werden. Nachdem auch die Spätheimkehrer wieder einigermaßen munter und startklar waren und die nötigen Besorgungen erledigt waren, startete der Trupp die Südküste entlang Richtung Westen. Das Ziel Pilon war auf der Landkarte nur einen Katzensprung entfernt, aber die Straße zeigte jetzt mit Dauerschlaglochstrecken, von der Brandung angeknabberten Fahrbahnen und Stützbauwerken und eingefallenen Brücken ihren ganzen „kubanischen“ Charme. Landschaftlich eine absolute Traumstrecke, für deren Genuss man sich die Zeit umständehalber nehmen musste. Da man dies mit einigen Fotostopps, Weingutbesuchen, Pinkel-, Trink- und Tankpausen auch tat, war die Ankunft oben am Berg in Pilon leider wieder erst gegen Spätnachmittag erreicht. Trotzdem waren die Flugbedingungen für Pilon typisch am späten Tag noch richtig gut und der stetige Hangaufwind ließ Flüge von mehr als einer Stunde zu. Man sollte sich allerdings hüten, seinen Schirm nach dem Aufziehen nochmal ins Gebüsch abzulegen, denn selbst mit Unterstützung hilfsbereiter Locals kann es lange dauern, den Flügel aus den Klauen des Dornengestrüpps einigermaßen unversehrt zu befreien. Die anschließende Fahrt über Manzanillo, Bayamo nach Guisa zog sich bis weit in den späten Abend, zumal sich die Fahrzeuge aus den Augen verloren. Das Nachtmahl in Bayamo wurde von Freudenschreien der einheimischen „Beisbol“-Fans gekrönt, die den zweiten Sieg Ihrer Mannschaft im Endspiel (Best of five-Modus) feierten. Dank der Ortskenntnisse von Sandy konnten dann in Guisa auch recht schnell annehmbare Zimmer gefunden werden.

Fliegen in Guisa war angesagt, ein Nordosthügel von kaum 100 m Höhe, den man bei anderer Vegetation gut und gerne am Albtrauf verorten könnte. So aber zog sich der Wanderweg zum Startplatz vom Bananengesäumten Parkplatz an Tabak- und Zuckerrohrfeldern vorbei zwischen Mangobäumen und Königspalmen, beobachtet von Zeburindern und schwarzen Schweinen. Der Startplatz bot Gottseidank Schatten, allerdings war die Thermik schon am schwächeln, was für diese Ausrichtung und die nun erreichte Tageszeit auch nicht unbedingt erstaunlich ist. Vor allem war aber der Nordostwind ein eher unbeständiger Geselle, sodass die Flugintervalle von eher überschaubarer Länge waren. Als alle schon mit dem Tag abgerechnet und sich zu den Autos aufgemacht hatten, setzte ein stetiger Nordostwind ein, der wahrscheinlich den längsten Flug an diesem Tag überhaupt ermöglicht hätte. Jetzt aber war man unten, müde und durstig. Das Abendessen im Mirador mit herrlichem Blick über Guisa und Begutachtung der lokalen Tänzer und Paare entschädigte für die Mühen.

Am Tag vor dem Abflug sollte noch einmal gut geflogen werden, der Wind hatte auf Süd gedreht, was für Fliegen in Las Minas sprach. Zusammen mit der örtlichen Fliegermeute setzte sich der Tross mit reichlich Nebengeräuschen langsam in Bewegung, nahm noch „schnell“ mal ein Bad im Naturpool und näherte sich unter verheißungsvollem Cummuli-Himmel dem nur ca. 70 Meter hohen Startplatz. Allerdings hatte dieser schon das meiste Pulver verschossen, die wunderbaren Wolken wollten nicht mehr weiterwachsen und der Aufwind, der vor ein, zwei Stunden noch sicher bis zur Basis gereicht hätte erzeugte nur noch unregelmäßige Blasen von leider beschränkter Arbeitshöhe. Vor lauter Frust versenkten nach einigen Stunden des Wartens manche Piloten ihren Schirm im Dornengestrüpp. Gerald ließ sich von all dem nicht erschüttern, beschränkte seine Kreis auf ein schmales aber zuverlässiges Aufwindband und holte unangefochten den Tagessieg. Vor lauter Freude verschenkte er daraufhin den Helm an einen verblüfften und höchst erfreuten Local.

Der letzte Tag begann für uns mit einer weniger schönen Überraschung: der rechte Vorderreifen des zweiten Autos musste den Strapazen Tribut zollen und war platt. Also hieß es mal wieder eine ‚Ponchera‘ (Schlappenflicker Werkstatt) zu finden, was von unserem Hauswirt bzw. seinem Neffen in gewohnt unspektakulärer Weise bewältigt wurde. Improvisation liegt, wie schon erwähnt, in den kubanischen Genen. Nach dem Abschiedsritual machte sich die Viererbande ohne Heinz, der noch eine Woche blieb, auf zum Flughafen mit einem Zwischenstopp in Bayamo. Chris der noch die Abschiedsrunde machte folgte nach. In der Stadt war schon alles vorbereitet für die große „Beisbol“-Party, denn der ortsansässige Club von Bayamo war schon mit 2:0 in Führung und würde bei einem Sieg zum ersten Mal seit Menschengedenken für die Provinz Granma die Meisterschaft holen. Die Stadt war denn auch bis auf ein paar öffentliche Plätze ausgestorben, da sich alle vor den Fernsehgeräten versammelt hatten. Nach einem Stadtbummel und einer Runde Guave-Eis für 5 Peso (20 €-Cent) erfolgte dann die endgültige Abfahrt zum Flughafen. Eine halbe Stunde später traf auch Chris ein und die letzte Phase des kubanischen Abenteuers nahm ihren Lauf. Nach 10 Stunden Flug nahm ein -8°C Grad kaltes Deutschland uns in Empfang.

Schlussbetrachtung: grundsätzlich wäre die bereiste Region Kubas gut zum Gleitschirmfliegen geeignet. Daß es diesmal nicht so ergiebig war, lag an einer eher unüblichen überörtlichen Wetterlage, die man aber auch mal in Südafrika (selber schon erlebt) oder auch in den Alpen haben kann. Eine etwas straffere „unkubanische“ Organisation wäre dem nicht abträglich. Das Land selbst ist eindrucksvoll wegen der schönen Natur und den freundlichen Menschen. Das spannende soziale Experiment des Übergangs von der sozialistischen Einheitskultur zur „postfidelistischen“ Gesellschaft mit allen positiven und negativen Auswirkungen ist gerade im vollen Gange. Liest eigentlich überhaupt noch jemand zu? Also gut, Schluss für heute...

Unterkunft: Auskunft bei:
Chris Arnu -ät- gmail
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[Chris2004]

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